Swutzstock Bayreuth-Bilder.de
Bayreuth in Bildern und Videos. Von oben und unten. Damals und heute. 

Facharbeit von Florian Spiteller 2002

Am schönsten ist eine Entdeckung, an der man jahrelang    vorbei gegangen ist.

Sigismund von Radecki (1891 - 1970), lettischer Feuilletonist und Übersetzer

    1. Einleitung

    1.1 Was sind Katakomben?
    Die Katakomben von Bayreuth sind eigentlich keine echten Katakomben. Streng genommen verstünde man unter diesem Begriff nämlich unterirdische, antike Grabanlagen, die weit verzweigt sind und viele Kammern und Räume enthalten, wie beispielsweise die im alten Rom zwischen dem 2. und 4. Jahrhundert entstandenen Katakomben, die zur Zeit der Christenverfolgung als sicherer Zufluchtsort, Bestattungsplatz oder sogar als Kirche dienten. Das Wort selbst leitet sich vom griechischen koimesthai ab, was „sich zum Schlafen legen“ bedeutet und ein weiterer Hinweis auf die ursprüngliche Nutzung als Grabsstätte ist. Natürlich haben Bayreuther Felsenkeller damit nichts zu tun, aber dennoch hat sich der Name „Katakomben“ eingebürgert; die wenigen Menschen, die über ihre Existenz Bescheid wissen, benutzen diese Bezeichnung.  1.2 Warum eine Reportage über die Katakomben von Bayreuth? 
    Vor einigen Jahren erfuhr ich, dass es unter Bayreuth ein weit verzweigtes System von Felsengängen geben soll. Keiner meiner Bekannten wusste etwas Genaues, weder wo es Eingänge gab, noch welches Ausmaß diese Gangsysteme hatten. Zuerst war ich ungläubig: Katakomben unter meiner Stadt? Das konnte doch gar nicht sein! So plötzlich wie es da war schwand das Interesse an einer tieferen Auseinandersetzung aber zunächst. Allerdings hörte ich immer wieder von der geheimen Bayreuther Unterwelt, die mich mehr und mehr zu fesseln begann. Je ausführlicher ich mich mit diesem Thema beschäftigte, desto attraktiver und abenteuerlicher kam es mir vor. Die Felsenkeller von Bayreuth ließen mich nicht mehr los. Wenn ich allerdings in meinem Bekanntenkreis jemanden darauf ansprach, wurde ich meist ungläubig angeschaut und nicht ganz ernst genommen. Trotzdem traf ich auch Bayreuther, die von der Existenz unterirdischer Gänge wussten, sich aber keinerlei Vorstellung über deren Ausmaß machen konnten. Um nicht wieder nur  trockene Informationen weitergeben zu müssen, habe ich daher zusätzlich einen Film gedreht, der einige interessante Einblicke in die Katakomben von Bayreuth gewährt. 
    Da ich der Meinung bin, dass dies ein faszinierender Teil Bayreuther Geschichte ist, will ich mit dieser Reportage versuchen, Interesse für mein Thema zu wecken und vielleicht den einen oder anderen dafür begeistern. 

    2. Geschichte der Bayreuther Katakomben
    2.1 Erste Erwähnung in historischen Dokumenten
    Die verschiedenen Gangsysteme der Felsenkeller entstanden zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert. 1774 erschien in der Bayreuther Intelligenz Zeitung ein kurzer Artikel, in dem von Felsenkellern auf dem Herzog die Rede ist. Diese Zeitungsnotiz scheint das älteste, noch verfügbare Dokument zu sein, obwohl Herr Dr. Müller, der im Auftrag des ehemaligen Oberbürgermeisters Dr. H. W. Wild  einen umfassenden Bericht über die Katakomben erstellte, ältere Urkunden erwähnt. Einige Quellen sprechen auch davon, dass sich ihr Ursprung bis weit ins Mittelalter zurück verfolgen lässt. Der Großteil entstand wohl aber erst gegen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die einzelnen Katakomben unter den jeweiligen Stadtteilen wurden unabhängig voneinander geschaffen, stehen also im Hinblick auf ihre Entstehung in keinem historischen Zusammenhang. 2.2 Chronologie der Entstehung und Nutzung der einzelnen Netze
    Unter Bayreuth befanden sich mehrere unabhängige Gangsysteme. Viele davon existieren auch heute noch, andere sind zerstört. Hinweise in historischen Dokumenten führen zu folgenden Felsenkellerstandorten: 
    - im Innenstadtbereich von Bayreuth, insbesondere der Kanalstraße
    - im Stadtteil Kreuz, 99 Gärten, Hetzennest
    - zwischen dem alten Krankenhaus und der Kulmbacher Straße (am Herzog)
    - im Bereich des Stadtfriedhofes
    - in der Bahnhofsstraße
    - im ganzen Stadtteil St. Georgen
    - in der Erlanger Straße
    - in der Nürnberger Straße, Am Kreuzstein
    - in der Bamberger Straße, Schillingskeller
     Ob die obige Liste vollständig ist, weiß wohl niemand genau zu sagen, denn viele Felsenkeller sind in Vergessenheit geraten und müssten erst wiederentdeckt werden.
    Leider besteht ein generelles Problem, die Entstehung der Katakomben sicher zu datieren. Selbst Experten schwanken in den Angaben über die genaue Entstehungszeit, und man findet in den vorhandenen Dokumenten viele widersprüchliche Aussagen. Ein Einsturz in der Kulmbacher Straße Ende 1960 weckte plötzlich das Interesse der Bayreuther Bevölkerung und gab Anlass für viele Zeitungsberichte, doch enthielten diese nachweislich inhaltliche Fehler. Daher kann für den folgenden Teil der Arbeit keine Gewähr übernommen werden, auch wenn er nach bestem Wissen und gründlicher Recherche erstellt wurde. 2.2.1 Der Innenstadtbereich
    Der Innenstadtbereich ist wahrscheinlich der älteste Teil der Bayreuther Katakomben. Hier wurde das Graben von Kellern urkundlich bereits für das 16. und 17. Jahrhundert belegt. Das Gangsystem entstand wohl aus dem „Zusammenschluss“ mehrerer privater Hauskeller. Diese wurden dann nach und nach bis ins 19. Jahrhundert hinein erweitert. Da man seinen Keller ohne Genehmigung ausbauen konnte, ergaben sich zum Teil sehr unübersichtliche und verzweigte Gangsysteme. So erklärt sich auch, warum man in vielen Katakomben nachträglich gemauerte Wände findet – es wollte eben nicht jeder den Nachbarn im eigenen Keller haben. In einer öffentlichen Bekanntmachung des Stadtmagistrats und der Polizei vom Jahre 1832 wurde dann jedoch das ungenehmigte Graben von Felsenkellern verboten.
    Einen weiteren Hinweis auf das Alter der Katakomben im Innenstadtbereich liefert eine Handschrift von F. König von ca. 1800, in der von großen Felsenkellern unter der heutigen Sparkasse und am ehemaligen Mühltürlein die Rede ist. Auf dieser Handschrift findet sich auch die Notiz, dass um 1750 der Gemahl von Markgräfin Wilhelmine, Markgraf Friedrich, nach verborgenem Geld graben ließ. Des weiteren ist bekannt, dass sogar nach Gold gesucht wurde, obwohl den Leuten sicher auch damals schon bekannt gewesen sein dürfte, dass in den geologischen Schichten des Burgsandstein kein Gold zu finden ist! Dieser Sandstein wurde allerdings für Bauarbeiten benutzt, Teile der Gänge sind wahrscheinlich nur zur Bausandgewinnung gegraben worden. Während des 30-jährigen Krieges wurden die Felsenkeller zudem erstmals als Flucht- und Schutzräume verwendet. Leider waren keine weiteren Informationen über die Felsenkeller am Markt zu erhalten; es mangelt an historischen Quellen. 2.2.2 Nürnberger Straße, Kreuzstein
    Auch für die Felsenkeller in der Nürnberger Straße findet sich in oben erwähnter Handschrift ein Hinweis. So heißt es: „Der Schlossereimeister Hafner zu Bayreuth grub 1716 einen Felsenkeller allda und erbaute auf solchem ein Trüpfhäuslein“. Dies ist eine der wenigen exakten Angaben über die Entstehung eines Felsenkellers und ein weiterer Beweis dafür, dass die Keller ohne genauen Plan von den Hausbesitzern in Eigenregie gegraben wurden. Ansonsten ist über dieses System nichts bekannt, es ist wohl auch eher klein und bedeutungslos. Allerdings lässt es vermuten, dass auch in Stadtteilen, in denen bislang keine unterirdischen Gänge gefunden wurden, zumindest „größere Keller“ vorhanden sind. 2.2.3 Der Stadtteil St. Georgen
    Der Stadtteil St. Georgen ist der mit Abstand am meisten unterkellerte Bereich von Bayreuth, auch wenn die Katakomben hier am jüngsten sind. Herr Dr. Müller von der Stadtbücherei beschreibt dieses System in dem bereits erwähnten Bericht an den Oberbürgermeister als „am umfangreichsten und merkwürdigsten“. Alarmiert durch einen Einsturz in der Kulmbacher Straße, hatte Hans Walter Wild dem Stadtkenner Dr. Müller einen Forschungsauftrag gegeben, der drei Jahre später (1964) fertiggestellt wurde und eine der fundiertesten und ausführlichsten Informationsquellen über die Katakomben von Bayreuth darstellt. Besonders das System St. Georgen wird hier umfangreich beschrieben. Auch einige Zeitungsberichte der Stadtzeitung und der Fränkischen Presse stützen sich auf diesen Bericht.  
    Die Bauarbeiten für die damalige Koloniesiedlung begannen 1703, wobei die Lage der Katakomben (die damalige westliche Häuserzeile wurde nicht überschritten) belegt, dass sie jüngeren Datums als der Kern des Stadtteiles sein müssen. Ferner berichteten Anwohner, dass viele der Gänge von Insassen des Gefängnisses gegraben wurden, welches erst um 1730 errichtet wurde. In den Aufzeichnungen der Strafanstalt ist allerdings bis zu Begin des 19. Jahrhunderts kein Hinweis darauf zu finden. Daraus lässt sich folgern, dass ein Großteil der Gänge erst nach diesem Zeitpunkt entstand. Untermauert wird diese Vermutung von einer Steininschrift, die sich in einem der Gänge findet: Sie trägt die Jahreszahl 1828 mit Initialen. Zweck des St. Georgener Systems war wohl vorrangig eine „Arbeitsbeschaffungsmaßnahme“ für Gefangene. Natürlich wurden einzelne Keller auch zur Lagerung benutzt; dies trifft insbesondere auf die Häuser mit Hausbrauprivileg zu. Außerdem folgert Dr. Müller aus den fehlenden Sandaufschüttungen im Stadtgebiet (bei dem Ausmaß der Grabungen müsste eigentlich eine enorme Menge Sand angefallen sein), dass die Felsenkeller auch hier der Bausandgewinnung dienten. Der Sand wurde des weiteren auch in der Keramikindustrie zum „Glasieren keramischer Artikel (Bayreuther Fayencen)“ verwendet. Zuletzt muss auch noch an die Verwendung als Kanalisation gedacht werden, da einige Gänge nur sehr niedrig sind und auch heute noch Wasser und Schlamm führen. 2.2.4 Am Herzog, Kulmbacher Straße
    Das Gangsystem unter der Kulmbacher Straße wird bereits 1742 im sog. Ridinger-Plan erwähnt. Eine genaue Datierung ist wegen des fehlenden Quellenmaterials jedoch nicht möglich. Die Entstehung der Katakomben dieses Stadtteils geht allerdings mindestens auf den Beginn des 18. Jahrhunderts zurück, könnte aber u.U. sogar noch früher angesetzt werden. In diesem Stadtteil gab es schon immer viele Häuser mit großen Kellern, oft von Bäckern, die damals häufig ein Hausbrauprivileg hatten. Die Keller dienten hier also wohl in erster Linie als Lagerstätte. Etwas später, zu Zeiten der Bayreuther Bierbrauerei AG, wurden diese Gänge erweitert und zur Bierlagerung verwendet, was auf Grund der konstanten Temperatur geradezu ideal war. Die Brauerei Maisel wirbt noch heute mit ihrer besonderen Kellerhefe. Aber auch in diesem Kellerbereich kann die Gewinnung von Bausand nicht ausgeschlossen werden.
    Dass der Zahn der Zeit an den Felsenkellern nagt, die noch dazu in besonders weichen Sandstein gegraben wurden, kam den Menschen am 25. Dezember 1960 auf dramatische Art und Weise zu Bewusstsein: Ein Teil der Kulmbacher Straße sackte plötzlich ein, als ein darunter liegender Gang nachgab. Die 
    Hauptverkehrsstraße musste daraufhin für mehrere Wochen gesperrt werden. Die völlig überraschten Arbeiter entdeckten damals die alten Katakomben wieder. Nur mit großen Aufwand gelang es ihnen, die Gänge zu stabilisieren, was allerdings auch zu deren teilweiser Zerstörung beitrug. Die vorhandenen Pläne (die im Übrigen sehr ungenau sind) ließ Hitler erstellen; er wollte die Katakomben wahrscheinlich zu Schutzräumen ausbauen, kam aber nie dazu. Diese Idee wurde jedoch 1989 wieder aufgegriffen, als die Stadt Bayreuth prüfen ließ, ob die vorhandenen Stollen zu diesem Zweck genutzt werden könnten. Eine Vorstellung über die Ausdehnung der Gänge liefert die Angabe, dass schon Teilen des Systems in der Kulmbacher Straße über 2000 Schutzraumplätze hergeben würden.  2.2.5 Bereich Kreuz, 99Gärten, Hetzennest und altes Krankenhaus
    Diese Felsenkeller sind sowohl von ihrer zeitlichen Entstehung als auch von ihrer Nutzung her eng mit den Kellern am Herzog verbunden. Angeblich bestand/besteht sogar ein Verbindungsgang zwischen beiden Systemen. Auch in diesem Fall ist eine genaue Datierung nicht möglich, wahrscheinlich entstanden sie aber ebenfalls im 18. und 19. Jahrhundert. Vorrangig dürfte hier die Gewinnung von Sand gewesen sein. Dieser enthielt viel Pegmatit , welcher wichtig für das Glasieren keramischer Artikel war. 
    Im Rahmen von Bauarbeiten wurde im Dezember 1961 sogar eine unterirdische „Kapelle“ gefunden, die die Fränkische Presse etwas voreilig als „romanisch“ bezeichnete. Gegen diese Behauptung wehrt sich Herr Dr. Müller  allerdings in seinem Bericht energisch: Er spricht von „besonders phantasiebegabten Leuten (auch Journalisten)“ und reduziert die Entdeckung auf eine „kapellenartigen Erweiterung“ eines Ganges. Dennoch beweist dieser Fund Größe und Ausmaß des Bayreuther Katakombensystems und belegt das einst geheime „Leben“ in den Gängen. Leider wird aber auch hier deutlich, wie schnell zweifelhafte Gerüchte über die Felsenkeller in Umlauf kommen. Selbst die seriöse Presse schreckt vor solch abenteuerlichen Meldungen nicht zurück.
    Während des Zweiten Weltkrieges dienten diese unterirdischen Anlagen dann als Schutzräume (vgl. 2.4), was auch den Verbindungsgang zwischen dem alten Krankenhaus und den anderen Systemen in diesem Bereich erklärt. So konnten die Patienten unterirdisch transportiert werden, und es gab sogar zwei Notoperationssäle in den Katakomben. 2.2.6 Andere Gangsysteme
    Neben den erwähnten größeren Katakombensystemen gibt es noch einige kleinere, deren genaue Geschichte ebenfalls im Dunklen liegt. Von dem System in der Bahnhofsstraße existiert zu mindestens noch ein Plan aus dem Jahre 1944, der darauf hin deutet, dass dieses System legendlich ein Zusammenschluss benachbarter Keller war. Im Krieg wurde es wohl auch als Luftschutzbunker genutzt, war aber ansonsten von geringer Bedeutung, weshalb sich auch keine weiteren Informationen finden ließen. 
    Auch über die Keller im Bereich der Erlanger Straße und des Friedhofes konnten keine Dokumente aufgetan werden, die Rückschlüsse auf Entstehung oder Nutzung erlaubten. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass diese Keller aus ähnlichen Gründen wie den oben erwähnten gegraben wurden. 2.2.7 Gerüchte rund um die Katakomben
    Gerüchte über die Katakomben von Bayreuth gibt es wie Sand am Meer, wobei sich die Geschichten zum Teil grundlegend widersprechen. Wegen des Fehlens detaillierter Pläne ist eine Überprüfung aber unmöglich. Für derartige Unternehmungen wäre zudem ein größerer finanzieller Hintergrund nötig. Gelegentlich hört man, dass es unter der Eremitage Gänge geben soll, sowie einen Verbindungsgang zwischen Innenstadt und Festspielhaus. Das Festspielhaus soll sogar durch einen von Hitler genutzten Gang mit dem teilweise unterirdischen Flughafen am Bindlacher Berg (im Bereich der ehemaligen US-Kasernen) verbunden gewesen sein. Man könnte die Liste unbewiesener Behauptungen sicher noch fortsetzen, was jedoch nicht Inhalt und Ziel einer sachlichen Reportage sein sollte. Es hat aber durchaus seinen Reiz, dass die Bayreuther Katakomben mittlerweile eine Aura des Mysteriösen umgibt, obwohl sie ursprünglich aus rein zweckdienlichen Gründen angelegt wurden. 

    2.2.8 Zusammenfassung

    Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entstehung der Katakomben von Bayreuth weitgehend in das 18./19. Jahrhundert fällt, und nur wenige Teile älter sind. Wie auch schon Dr. Müller erkannte, kristallisieren sich nach Abwägung der Fakten sieben mögliche Gründe für das Entstehen der Felsenkeller heraus:
    - Anlage normaler Hauskeller, die nachträglich verbunden wurden
    - Anlage von Lagerkellern, insbesondere für Bier
    - Anlage von Schutzräumen (hauptsächlich in der Innenstadt) während des Dreißigjährigen Krieges
    - Arbeitsbeschaffung für Sträflinge; Winterarbeit für Bauleute
    - Gewinnung von Bausand
    - Gewinnung von Pegmatit für die Glasur keramischer Artikel
    - Suche nach Gold (allerdings nur für sehr kurze Zeit)
     
    2.3 Interview mit Sven Lutz

    Sven Lutz ist ein Hobbyforscher, der sich hervorragend mit der Thematik der Katakomben von Bayreuth auskennt. Sein Name wird häufig genannt, wenn man Informationen zu diesem Thema sucht. Zu seinem Hobby hat er auch eine Homepage ins Internet gestellt, die Adresse lautet www.swutz.de. Da es leider keine  Zeitzeugen mehr gibt, die etwas über die Entstehung, und nur noch wenige, die über die ehemalige Verwendung der Katakomben berichten könnten, erscheint es sinnvoll, jemanden zu interviewen, der sich seit Jahren ausführlich und tiefergreifend mit der Geschichte der Felsenkeller beschäftigt und sogar von  renommierten Stadthistorikern aus Rathaus und Stadtarchiv als Experte empfohlen wird.  
    Nachfolgend nun das Interview: Sven, du bist sozusagen ein Experte, was die Katakomben von Bayreuth angeht. Wie lange beschäftigst du dich denn schon mit diesem Thema? Ich beschäftige mich schon seit 1994 mit den Felsengängen. Das Thema fasziniert mich heute nach 8 Jahren immer noch genauso wie am Anfang. Als Experte möchte ich mich dennoch nicht bezeichnen. 
    Und wie bist du dazu gekommen? Durch reinen Zufall. Damals war ich 16. Ein Kumpel von mir machte mich auf die kleinen Holztürchen in der Straße am Herzog aufmerksam. Damals waren diese Türchen noch unverschlossen. Am Anfang sind wir nur ein paar Meter rein aber mit der Zeit und mit der entsprechenden Ausrüstung - Taschenlampe, Markierungsmaterial, etc. - trauten wir uns immer weiter vor. Wir waren immer mindestens zu zweit oder mehrere. Zu dieser Zeit hatte ich auch das erste Mal Kontakt mit dem Stadtarchiv. Von dort bezog ich den Plan von den Kellern am Herzog. Was mit Spaß begann, hat mich bis heute nicht losgelassen. Mitte 2000 kam der PC - zwei Monate später die Domain www.swutz.de, 1 + 1 = 2, und die Idee für die virtuelle Führung durch das Reich der Katakomben war geboren. Was fasziniert dich so an den Katakomben? Es ist eine andere Welt da unten, geheimnisvoll und faszinierend. Es ist einfach spannend und mal was anderes. Schwer zu beschreiben. Wer aber auf Tropfsteinhöhlen oder etwa Waffen aus dem 2. Weltkrieg hofft, wird leider enttäuscht. Und irgendein Thema musste ja für meine Homepage her (lacht)! 
    Welche Probleme hattest du bei deinen Recherchen und Erforschungen? Da fallen mir spontan zwei Dinge ein:
    Ich gehe gerne direkt auf die Menschen zu, die Zugangsmöglichkeiten zu den Felsengängen haben. Manchmal ruf ich sogar vorher an. In den meisten Fällen wurde mir sofort der Zutritt gewährt, manche waren meiner Meinung nach etwas genervt über meine Absichten oder hatten keine Zeit, aber das war die Ausnahme. Zum anderen finde ich es echt lustig, dass jeder Einwohner eine andere Version über mögliche Felsengänge unter Bayreuth hat. Man denke nur an den geheimnisvollen Gang von der Stadt rauf zum Siegesturm oder über Gänge unter dem Friedhof. Zudem sagt jeder was anderes über Gänge unter der Stadtmitte. Wenn es quasi nach unseren Bayreuthern ginge, dann wäre der Boden unter unseren Füßen ein Schweizer Käse.
    Aber ansonsten ging alles wie geschmiert. 
    Es ist sehr schwer, Informationen über den Zweck der Katakomben zu finden. Auch ist man sich da nicht ganz einig. Was denkst du, wofür die Felsenkeller gedient haben? Den Berichten zufolge, die ich gesammelt habe, ist es nicht eindeutig geklärt, wann und wie die Katakomben entgültig entstanden sind. Nur soviel ist sicher:
    Damals:
    In St. Georgen wurden die Gänge zur Beschäftigung der Häftlinge angelegt. Zudem gab es auch kleinere Brauereien, die die Keller als Kühlstätte für ihre Getränke benutzten. In der Bahnhofsstraße z.B. wurden die Gänge als Luftschutzbunker im zweiten Weltkrieg verwendet. Ende des zweiten Weltkrieges sollen noch 40 Tote in den Gängen gelegen haben. Im Innenstadtbereicht wurden Tunnel zwecks Sandsteingewinnung gegraben. Die Keller am Herzog sowie in den 99 Gärten wurden ebenfalls zur Lagerung von Getränken "missbraucht“ (lacht). Die Gänge unter der Kunstmühle Fritz Schmidt dienten ebenfalls zur Lagerung von Getränken sowie als Luftschutzbunker. Des weiteren gibt es noch an verschiedenen Stellen kleinere Gangsysteme, so etwa in der Erlanger Straße oder in der Lotzbeckstraße, deren Verwendungszweck mir noch nicht bekannt ist.  
    Heute:
    Heute führen die Gänge ein Schattendasein. Teilweise werden sie aber trotzdem noch genutzt: Die Anwohner bzw. "Besitzer" der Gänge in St. Georgen nutzen die Gänge, soweit noch möglich, teilweise als Lagerstätte für ihre Habseligkeiten, Herr Werner Baumann alias Wo Sarazen, stellt in den Katakomben unter dem Auktionshaus Bolz seine Skulpturen aus (er betreibt ein "Verrottungsmuseum"). Die Bayreuther Bierbrauerei hat in einem kleinen Teil der Felsengänge ein Museum eingerichtet. Die Gänge in den 99 Gärten werden heute teilweise von verschiedenen "Pächtern" als Lagerstätte für Getränke genutzt. Das System in der Lotzbeckstraße befindet sich im Besitz der Glenkbrauerei aus der Altstadt.
    Gibt es noch etwas, das du über die Katakomben loswerden willst? Ich möchte nur darauf hinweisen, dass die Katakomben kein Abenteuerspielplatz sind. Wenn sich jemand die Gänge ansehen will, sollte er dies legal tun. Auf meiner Page www.swutz.de kann man sich über legale Zugangsmöglichkeiten informieren. Ansonsten würde ich mich über jeden noch so kleinen Hinweis oder Informationsmaterial über die Katakomben sehr freuen! Persönlich würde ich mich sehr darüber freuen, wenn die Katakomben unter Bayreuth in Zukunft erhalten bleiben. Wir werden sehen - Ich werde jedenfalls für  ihr virtuelles Überleben sorgen. 
    Vielen Dank Sven und noch viel Erfolg beim Forschen! 2.4 Eine „Kellergeschichte“
    Der nachfolgende Text entstammt einer Schilderung von Frau Dora Zeilmann, welche am 05.04.1965 in der Bayreuther Tageszeitung abgedruckt wurde. Er beschreibt eindrucksvoll das Leben der Zivilbevölkerung in den Katakomben während des zweiten Weltkrieges.
    Eine Kellergemeinschaft 
    „Die letzen Tage des schrecklichen Krieges werden wieder übermächtig in der Erinnerung bei all denen, die sie erlebten. Zwanzig Jahre sind seitdem vergangen, aber wir sollten die Erinnerung immer wieder wach halten und nichts vergessen, damit wir wieder genügsam und demütig werden - und dankbar. 
    In Bayreuth wurde ja die Fliegerwarnung nie so recht ernst genommen damals. Man ging bei Alarm gemächlich in die Hauskeller und legte sich nach der Entwarnung beruhigt wieder zu Bett. Als aber an jenem 5. April 1945 der erste Bombenhagel über Bayreuth niederging (Ein Drittel der Innenstadt wurde damals zerstört) war es jedem klar, dass die kleinen Hauskeller auf keinen Fall ausreichenden Schutz bieten konnten und wer einen tiefgelegenen Felsenkeller (einige Stadtviertel sind auf gewachsenen Sandsteinfelsen gebaut) in der Nähe hatte, der suchte diesen auf. So kam es, dass der Felsenkeller eines Landwirts im Kreuz (am Stadtrand) in den wenigen Tagen mehr und mehr Zustrom hatte und mit Menschen- hauptsächlich Frauen und Kinder - überfüllt war. Man richtete sich in der drangvoll fürchterlichen Enge so gut wie möglich ein, brachte Stühle und Decken mit und schlief mehr schlecht als recht auf den Rangesrüben als Unterlage. Zum Glück war sonniges, warmes Wetter und man konnte in den Entwarnungspausen doch ein wenig an die frische Luft kommen. 
    Aber all die Leute, die dabei waren, schlossen sich zu einer regelrechten Kellergemeinschaft zusammen. Die Hilfsbereitschaft war groß. Einiger dieser Menschen in ihrer tätigen Nächstenliebe möchte ich ganz besonders gedenken. Die Bauernfamilie selbst war rührend besorgt, alle, die kamen, unterzubringen. Die kleinen Kinder durften so lange als möglich oben in der Stube bleiben und wurden erst ganz zuletzt in den Keller gebracht. Die Hauseigentümer selbst gingen stets als letzte in den Keller und eine der Töchter blieb mit der Spitzhacke bewaffnet nahe der Türe, um bei Gefahr sogleich tätig sein zu können. Ein paar der wenigen Männer mussten sich am Ende des großen Kellerganges ebenfalls mit Spitzhacken bereit halten, um im Notfalle einen Durchbruch zu der tiefer gelegenen Parallelstraße, auf die der Kellergang mündete, zu schaffen. 
    Die Säuglinge und Kleinkinder bekamen von unserem Bauern jeden Tag frische warme Milch, denn die kleinen Vorräte, die sich jeder mitbrachte, waren ja bald aufgezehrt und außerdem gab’s ja keinen Strom, kein Gas und kein Wasser, es war ja alles zerstört. Dass auch jedes Kind etwas bekam, dafür sorgte ein kriegsgefangener Franzose, der Josef, der die Milch auf dem Spirituskocher auf die richtige Temperatur brachte und die Fläschchen herrichtete und verteilte. Der Josef arbeitete bei unserem Metzgermeister und hat sich auch sonst im Keller recht nützlich gemacht. Und unser Metzgermeister hat eingegriffen und einen großen Kessel Fleischsuppe gekocht und im Keller kostenlos an alle verteilt. Das erste warme Essen wieder seit Tagen, es war wunderbar. Dieser Meister hat sich auch sonst um alles angenommen, hat Berichte über die Lage gegeben. Also Leut’, im Kreuz ist nichts passiert, aber da sind Bomben gefallen und dort brennt´s, damit ihr´s wisst, wenn ihr Bekannte in der Gegend habt und hat beruhigt und gut zugeredet, wenn sich der eine oder andere zu sehr aufregte. 
    Dann soll auch der Bäckermeister von unserem Viertel nicht vergessen werden, der trotz der ständig drohenden Gefahr von Bombern und Tieffliegern Brot gebacken und die Kellergemeinschaft damit versorgt hat. Das Mehl war zwar nicht mehr ganz sauber, denn auch in seiner Bäckerei sind Bomben gefallen und es knirschte manchmal zwischen den Zähnen, aber was tat das schon, wir hatten ja wieder Brot. 
    Und das soll nun alles vergessen sein? Nein, heute nach 20 Jahren soll diesen Menschen, die damals so vielen beigestanden haben, öffentlich aufrichtiger Dank gesagt werden für ihren warmherzigen Liebesdienst am Nächsten. 
    Bei den Personen, die den Schutzsuchenden ihren Keller zugänglich gemacht und sie mit Essen versorgt hatten, handelte es sich um die Bauernfamilie Hörl, den Metzgermeister Sebastian Meußgeier und den Bäckermeister Hans Hermannsdörfer, alle aus dem Kreuz.“ 

    3. Die Katakomben heute
    3.1 Die genaue Lage der Katakomben und ihr Zustand
    Viele der Katakombensysteme unter den einzelnen Stadtteilen sind noch mehr oder weniger intakt. Von einigen existieren sogar Pläne, die allerdings nur zur groben Orientierung dienen können, da sie etliche Fehler enthalten. Sicher wäre es interessant zu erfahren, unter welchen der heutigen Gebäude und Plätze sich Gangsysteme befinden und in welchem Zustand sie sind. Leider ist dies äußerst schwierig in Erfahrung zu bringen: zu vielfältig sind die Eigentümer der Zugänge, zu ungeklärt die Besitzverhältnisse der Gangsysteme. Untersuchungen über den aktuellen Zustand der Katakomben gibt es deshalb bestenfalls für Teilbereiche; veröffentlicht werden die Ergebnisse solcher Bestandsaufnahmen leider nicht. Auch die Pläne sind bei weitem nicht vollständig. Aus den vorhandenen kann man sich aber dennoch ein Bild über die Lage der Felsenkeller machen, weshalb sie einen eigenständigen Teil des Anhangs bilden.  3.1.1 Der Innenstadtbereich  
    Über den Innenstadtbereich hört man viel Widersprüchliches. Sicher ist, dass der Bereich zwischen Marktplatz und Kanalstraße unterkellert war. Es existiert noch ein Plan aus dem Jahr 1944, der die einzelnen Gänge zeigt. Allerdings wird angenommen, dass die meisten dieser Gänge inzwischen durch den Bau neuer Gebäude zerstört oder verfüllt worden sind. Auch unter dem Kaufhaus Karstadt, der Schmidtbank und der Drogerie Müller existierten einmal Gänge. Da manche Pläne zusätzlich maßstabgetreue Schnitte beinhalten, lässt sich die Höhe der Gänge mit ca. 2 Meter und ihre Tiefe unter der Erde mit 5-6 Metern angeben. Ebenfalls nachgewiesen ist die Existenz von Felsenkellern unter der Frauengasse und der Brauereischänke bis hin zur heutigen Sparkasse. Gerüchte besagen allerdings, dass noch viele weitere Innenstadtbereiche unterkellert sind, was auf Grund der gleichen Umgebungsumstände plausibel klingt.  3.1.2 Der Stadtteil St. Georgen
    Die Felsenkeller im Bereich St. Georgen sind vergleichsweise jung und unter anderem deshalb noch recht gut erhalten. Sie werden nach wie vor von den Anwohnern als Lagerräume verwendet. Auch hier existiert ein relativ detaillierter Plan, der wie die meisten anderen auch im 2. Weltkrieg entstand. Das Zentrum dieser Gänge wird heute wie damals Kellerhof (in unmittelbarer Nähe der Stiftskirche) genannt. Bis auf eine Ausnahme überschreiten sie allerdings nicht die Hauptstraße St. Georgen. In südlicher Richtung erstrecken sie sich bis zur Stuckbergstraße, im Norden Richtung Gefängnis, reichen jedoch nicht über die Markgrafenallee hinaus. Auffällig ist in diesem Stadtteil die Vielzahl der Eingänge. 3.1.3 Am Herzog, Kulmbacher Straße und altes Krankenhaus
    Das System am Herzog liegt zwischen den beiden Brauerein und der Kulmbacher Straße. Auf Grund der bereits erwähnten Untersuchung zu Möglichkeiten der Schutzraumnutzung gibt es hier relativ genaue Angaben über den Zustand der Keller und Gänge. Die im Plan mit A und C gekennzeichneten Bereiche werden als „grundsätzlich geeignet für den Ausbau zur Nutzbarmachung für Schutzraumzwecke“ beschrieben, sie müssen deshalb in gutem Zustand sein. Der Bereich unmittelbar unter der Kulmbacher Straße ist allerdings wohl, wie schon der Einsturz 1960 gezeigt hat, durch die vielen verkehrsbedingten Erschütterungen stark mitgenommen. Früher war er durch einen Gang mit dem alten Krankenhaus verbunden, dessen Felsenkeller allerdings im Zuge der Umbauarbeiten zum Lastenausgleichsarchiv verfüllt werden mussten. Dieses System ist nach St. Georgen das zweitgrößte von Bayreuth.  

    3.1.4 Bereich Kreuz, 99Gärten, Hetzennest 
    Die Gänge im Bereich Kreuz und 99Gärten sind, wie man auch im Film (siehe 4.1) sehen kann, noch gut erhalten. Teile sind allerdings einsturzgefährdet. Die Gänge ziehen sich vom BTS Sportplatz Richtung Norden bis über die Preuschwitzer Straße, Richtung Westen bis weit über die Scheffelstraße hinaus. Es existiert zwar ein Plan, dieser ist allerdings weder genau noch vollständig, wie der Autor bei den Dreharbeiten selbst feststellen musste. Daher ist es auch schwierig, die exakte Ausdehnung dieses Systems anzugeben. 3.1.5 Andere Gangsysteme
    Über die restlichen Systeme fanden sich leider trotz gründlicher Recherche keine aktuellen Informationen. Einzig für die Felsenkeller in der Bahnhofsstraße war noch ein Plan erhältlich. Aus diesem geht hervor, dass die Gänge mit Ausnahme  eines kleinen Luftschutzbunkers westlich der Bahnhofsstraße verlaufen und diese nicht schneiden. Einige der angegebenen Gebäude existieren heute noch, es ist also anzunehmen, dass auch die zugehörigen Keller noch vorhanden sind. In diesem Bereich gibt es auch keine Neubauten. Über den Zustand der Verbindungsgänge war allerdings, wie leider so oft, nichts zu erfahren. 
    3.2 Die Katakomben im Stadtbild
    Bei genauer Betrachtung lassen sich im Stadtbild viele Hinweise auf die Existenz der Felsenkeller finden. Wahrscheinlich haben schon viele Bayreuther einmal einen Abend in den Kellern verbracht, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu gewesen zu sein. So sind zum Beispiel Kneipen wie die „Fledermaus“, das „Folie Douce“ und das „Borracho“ (im Bereich des ehemaligen Jazzkellers) direkt in den alten Felsenkellern untergebracht.
    Auch stößt man in Bayreuth verhältnismäßig oft an (verschlossene) Tore, die scheinbar ohne erkennbaren Grund in Mauern und Anhänge gebaut wurden. Dies sind natürlich größtenteils alte Eingänge zu den Katakomben. In ihrer Nähe lassen sich dann auch kleine, meist freistehende „Steingebilde“ finden, die Abdeckungen für Luftschächte sind. 
    Straßennamen wie „Kellerstraße“ oder „Kellerhof“ erinnern ebenfalls an die Zeit der Katakomben. 3.3 Nutzung der Katakomben Heutzutage werden die Katakomben kaum noch genutzt. Die ursprünglichen Keller dienen natürlich weiterhin als Lager, dies gilt jedoch wirklich nur für die Räume direkt unter den jeweiligen Häusern; die Verbindungsgänge liegen meist brach. Im Bereich Am Herzog hat die Bayreuther Bierbrauerei AG ein Katakomben-Museum in den Gängen unter der Brauerei eingerichtet, welches öffentlich zugänglich ist. Ein weiteres „Tiefen-Museum“ findet man unter dem Auktionshaus Bolz in der Bismarckstraße, wo Herr Baumann, alias Wo Sarazen, seine Skulpturen dem natürlichen Verrottungsprozess überlässt. Auch dieser Bereich ist nach Vereinbarung öffentlich zugänglich. Des weiteren wurden kleine Teile des Systems der 99 Gärten, in dem auch ein Stück des Films (siehe 4.1) entstand, vom Getränkemarkt Weller zur Lagerung von Kästen gepachtet. Ansonsten haben die Katakomben heute keinen praktischen Nutzen mehr.  

    3.4 Schattendasein
    Leider führen die Katakomben in der heutigen Zeit ein Schattendasein. Sie geraten mehr und mehr in Vergessenheit. Viele Bereiche sind nicht mehr zugänglich, einige nicht einmal mehr bekannt, was daran liegt, dass die Karten und Schriftstücke niemals einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben konnten. Wenn die derzeitige Entwicklung anhält, wird Bayreuth einen Teil seiner greifbaren Geschichte einbüßen.  
    3.5 Verfall und andere Gefahren
    Die in Punkt 3.4 angesprochene Problematik wird zudem noch durch den fortschreitenden Verfall der Katakombensysteme verstärkt. Nicht nur der natürliche, altersbedingte Zerfall macht den Felsenkellern zu schaffen, auch Neubauten (wie zum Beispiel der des Lastenausgleichsarchivs) leisten ihren Anteil an der Zerstörung der Katakomben. Viele Teile sind bereits so einsturzgefährdet, dass ein Betreten lebensgefährlich wäre. Zusätzlich gehen von den Felsengängen noch andere Gefahren aus. So ist in den Katakomben die Luft teilweise äußerst schlecht. Dass dieses Problem schon seit langem bekannt ist, dokumentiert ein Polizeibericht aus dem Jahre 1810, in dem vom Erstickungstod eines Mannes berichtet wird. Auf Grund ihrer Tiefe unter der Erde enthalten die Gänge eine erhöhte Konzentration an Wasserstoff, welche zum Tod führen kann. Auch durch die Gärprozesse (Bierhefe) wurde viel Sauerstoff verbraucht. In einigen Teilen funktioniert der Luftaustausch hervorragend, in anderen scheint die Luft hundert Jahre alt zu sein. 
    Natürlich fällt auf Grund der Dunkelheit und der verschachtelten Gänge die Orientierung in den Katakomben äußerst schwer, so dass man sich leicht verirren kann. Die Stadt erkannte diese Probleme und ließ 1998 alle Zugänge versperren. Bis dahin waren die Felsenkeller frei zugänglich gewesen.  
    4. Eine Einsicht in die Katakomben
    4.1 Videodokumentation einer Expedition durch die Bayreuther   
         Katakomben
    Im Rahmen dieser Facharbeit entstand ein 16-minütiger Film, der Einblicke in die Katakomben gewährt. Er ist in zwei Teile gegliedert: gezeigt wird zunächst das Katakomben-Museum der Bayreuther Bierbrauerei AG und anschließend das System im Stadtteil Kreuz, wo die Filmarbeiten sehr schwierig waren. Nur wenige Teile lassen sich dort elektrisch beleuchten; in den übrigen ausgedehnten Kellern und Gängen herrscht völlige Dunkelheit. Trotz des Einsatzes mehrerer Taschenlampen und einer semiprofessionellen Videokamera wirkt der Film daher über weite Strecke sehr dunkel. Mit Hilfe moderner Technik war es zwar möglich, einzelne Szenen nachträglich aufzuhellen, dies bewirkte jedoch einen Qualitätsverlust (es entstand ein geringfügiges Rauschen). Da der Film aber in erster Linie Eindrücke vermitteln soll, wurde die Qualitätsminderung billigend in Kauf genommen, zumal sich so die düstere Stimmung in den Katakomben recht gut einfangen ließ.
    Am Ende wurden drei Stunden Rohmaterial zu knapp 16 Minuten Film geschnitten. Die Faustregel „Eine Stunde Arbeit pro Minute Film“ galt hier allerdings nicht - es war eher das Doppelte. 
    Das Katakombenmuseum der Brauerei kann jederzeit nach Vereinbarung besichtig werden. Ansprechpartner hierfür ist Frau Claudia Zapf (0921 /401377). Das System im Stadtteil Kreuz ist, wie eigentlich alle anderen auch, nicht öffentlich zugänglich. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an Herrn Harald Weller für die fachkundige und spannende Führung!  5. Schluss
    5.1 Gefährliche Katakomben – Warnung vor Abenteuern
    Auch wenn diese Reportage hoffentlich das Interesse an den Katakomben geweckt hat, sollte auf keinen Fall versucht werden, diese auf eigene Faust zu erforschen. Wer ohne Vorbereitung und Hintergrundwissen in die Systeme einsteigt, begibt sich in Lebensgefahr und macht sich noch dazu wegen Hausfriedensbruchs strafbar. Die Eingänge liegen nämlich fast alle auf Privatgrund und sind verschlossen. Eine Führung durch das Katakombenmuseum ist viel vernünftiger. Auf keinen Fall sollen die Felsenkeller als Abenteuerspielplatz dienen. Im Falle eines Unglücks - wie zum Beispiel eines Einsturzes - ist es sehr unwahrscheinlich, mit dem Leben davon zu kommen oder überhaupt gefunden zu werden. Wer es partout nicht lassen kann, sollte sich an die Eigentümer der Grundstücke, auf denen die Eingänge liegen, wenden und genügend Taschenlampen mitnehmen, denn ohne Licht ist man verloren. Auch sollte man nicht alleine gehen und jemand sollte immer wissen, wo man sich befindet. 
    5.2 Möglichkeiten der touristischen Erschließung
    Wie bereits erwähnt, unterliegen die Katakomben von Bayreuth einem zunehmenden zeitlichen Verfall. Kann diese Entwicklung nicht aufgehalten werden, so wird Bayreuths faszinierende Unterwelt bald nicht mehr begehbar sein. Leider fühlt sich von offizieller Seite aus niemand für den Fortbestand der Felsenkeller verantwortlich. Die Stadt Bayreuth unternimmt nichts, um die Katakomben zu sanieren oder öffentlich zugänglich zu machen. Wird diese Problematik angesprochen, bekommt man zu hören, dass jemand fehle, der so ein Unternehmen koordinieren könne, von der finanziellen Seite ganz zu schweigen. Auch scheinen die öffentlichen Stellen die von den Gangsystemen ausgehende Faszination nur schwer nachvollziehen zu können. Diese Einstellung ignoriert auch Gefahren. Ein Einsturz wie zum Beispiel jener von 1961 in der Kulmbacher Straße, kann auch in Zukunft nicht ausgeschlossen werden. 
    Dass es auch anders geht, zeigt vorbildlich die Bayreuther Bierbrauerei AG, die ein liebevolles Museum in den Katakomben eingerichtet hat und auf ihre Weise dazu beiträgt, dass sie nicht in Vergessenheit geraten. Andere Städte, die über Felsengänge verfügen, wie z.B. Bamberg oder Nürnberg, haben diese touristisch erschlossen. Im Prinzip verfügt Bayreuth über eine  Attraktion, die momentan buchstäblich im Verborgenen liegt, jedoch gewiss nicht nur für Einheimische, sondern auch für Festspielgäste und andere Touristen sehr interessant sein dürfte. Das Fortbestehen der Katakomben zu sichern bedeutet zugleich, einen attraktiven Teil Bayreuther Geschichte zu erhalten. Es bleibt daher zu hoffen, dass bald etwas unternommen wird, um diesen Schatz zu sanieren. 
    6. Dank
    An dieser Stelle möchte ich allen Personen danken, die zur Entstehung dieser Facharbeit beigetragen haben. Mein besonderer Dank gilt:
    Sven Lutz, der mir großzügigerweise seine private Fotosammlung der Katakomben von Bayreuth zur Verfügung gestellt hat. Des weiteren unterstützte er mich mit seinem Fachwissen und durch das Interview,
    Harald Weller, der uns kostenlos und fachkundig durch die Katakomben im Stadtteil Kreuz führte,
    Herrn Sippel für sein Interesse an diesem ungewöhnlichen Thema und seiner kompetenten fachlichen Betreuung während der „Wachstumsphase“ dieser Arbeit,
    Herrn Scherzer, der mich im Rahmen der Multimedia AG mit allen Techniken vertraut machte, die zur Erstellung des Films notwendig waren, und der zu jeder Tages- und Nachtzeit ein offenes Ohr für Probleme aller Art hatte; weiterhin danke ich an dieser Stelle für die zur Verfügung gestellte Videokamera, ohne die es mir nicht möglich gewesen wäre, den Film zu drehen, 
    Herrn Bartl aus dem Stadtarchiv, der mir viele Dokumente zur Verfügung stellte und mir diese geduldig kopierte,
    Herrn Müller aus dem Stadtplanungsamt, der sich Zeit für mich nahm und mir die wenigen vorhanden Pläne der Katakomben gab und erklärte,
    Herrn Bräu von der Bayreuther Bierbrauerei AG für die Führung durch das Katakombenmuseum,
    Andreas Pösch und Martin Ashauer für ihre Begleitung und Hilfe beim Filmen unter Tage. 
    7. Anhang
    Da es über die Bayreuther Katakomben keine Literatur in Form von Büchern, sondern nur in Form von historischen Dokumenten und Zeitungsausschnitten gibt, die zum Teil nicht ganz einfach zu beschaffen waren, habe ich mich entschlossen, alle mir vorliegenden Unterlagen in den Anhang zu legen. Der Großteil der Dokumente stammt aus dem Stadtarchiv und ist für eine genaue Katalogisierung ungeeignet. Deshalb habe ich das Material chronologisch geordnet und durchnummeriert, sowie ein passendes Inhaltsverzeichnis geschrieben. Der Anhang gliedert sich in drei Teile: (P)läne, Dokumente aus dem (S)tadtarchiv und (A)nderes. Der Verweis erfolgt dann jeweils mit dem in Klammern stehenden Buchstaben und fortlaufenden Nummern. Die Pläne kommen, falls nicht anderes angegeben, aus dem Stadtplanungsamt. Sämtliche Fotos in dieser Facharbeit entstammen der Privatsammlung von Sven Lutz.
    ____________________________________________ ____
    Inhaltsverzeichnis Anhang (Literaturverzeichnis) 
    1. Pläne (P)
    P1: Stadtplan von Bayreuth, Städte Verlag eV., Wagner & Mitterhuber GmbH, 
           Feldbach, 14. Auflage, ISBN 3-8164-5706-1
    P2: Lageplan der Systeme im Stadtteil Kreuz und am Alten Krankenhaus
    P3: Lageplan Felsenkeller Kanalstraße
         P3.1 Schnitte zu P3
    P4: Lageplan St. Georgen (Stadtarchiv)
    P5: Lageplan St. Georgen
    P6: Lageplan Felsenkeller Bahnhofsstraße
    P7: Lageplan Felsenkeller am Herzog (Stadtarchiv) (vgl. auch S11) 
    2. Dokumente aus dem Stadtarchiv (S)
    S1: Bayreuther Intelligenz Zeitung vom 21. Mai 1774 ( Erwähnung von 
         Felsenkellern)
    S2: Anzeiger vom 27. Juli 1810: „ Warnung vor den Felsenkellern“
    S3: Intelligenzblatt, Öffentliche Bekanntmachung vom 8. März 1832
    S4: Fränkische Presse vom 16. Januar 1961: „ Ein Labyrinth von längst 
         verschollenen Gängen“
    S5: Bayreuther Tagblatt vom 31. Januar 1961: „ Jetzt geht’s den Kellern auf den  
         ‚Grund’“
    S6: Bayreuther Tagblatt vom 4./5. März 1961: „Menschliche Maulwurfsarbeiten  
           in St. Georgen“
    S7: Fränkische Presse vom 9./10. Dezember 1961: „Eine romanische Kapelle in  zehn Meter Tiefe?“
    S8: Memo von Herrn Oberbürgermeister Walter Wild vom 27. Februar 1964 und 
     Stellungnahme von Herrn Dr. Müller (Stadtbücherei) vom 22. Februar 1964
    S9: Bayreuther Tagblatt vom 3. März 1964: „ Bayreuths ‚Katakomben’ wurden  
    historisch durchleuchtet“
    S10: Fränkische Presse vom 3. März 1964: „Neuer Beitrag zur Katakomben-Erforschung“
    S11: Bericht über die „Bauliche Sanierung unterirdischer Stollen im Stadtgebiet 
     bzw. deren Nutzbarmachung für Schutzraumzwecke“; Verfügung R3 vom 
           18. 07. 1989 (vgl. auch P7)
    S12: Nordbayrischer Kurier vom 15./16. August 1992: „ Der Felsenkeller wird
           zur  Folterkammer“
    S13: Nordbayrischer Kurier vom 6. Mai 1994: „In den Katakomben von Bayreuth“
    S14: Nordbayrischer Kurier vom 27./28. August 1997:  „Höhlen und Gänge  unter der Stadt“
    S15: Auszug aus dem Buch „Bayreuth – Kreuz“ von Kurt Herterich, Verlag  Ellwanger, 1992 
    3. Anderes (A)
    A1: „Katakomben“ aus Microsoft Encarta Enzyklopädie 2001
    A2: Ergebnis der Stichwortsuche „Entdeckung“ auf www.aphorismen.de 

    Ich erkläre hiermit, dass ich die Facharbeit ohne fremde Hilfe angefertigt habe und nur die im Literaturverzeichnis aufgeführten Quellen und Hilfsmittel benutz habe. Ich gestatte Gebrauch und Einsichtnahme meiner Facharbeit (in anonymer Form) für schulinterne Zwecke.
     
    Bayreuth, den 01.02.02         
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